Overextending and Unbalancing Russia

Die RAND Corporation hat sich schon in diversen Kriegen inklusive des Kalten als unverzichtbar erwies zur Durchsetzung dessen, was Zbigniew Brzezinski 1997 in seinem "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives" beschieb erwiesen, dort dienen so herzige Zeitgenossen wie Condoleezza Rice und Donald Rumsfeld der freien Welt mit ihrem kriegserprobten Sach- und Fachwissen.

Nach dem großen Publikumserfolg ihrer Denkschrift "War with China - Thinking Through the Unthinkable" hat die RAND Corporation nun nachgelegt:

Einige zentrale Zitate aus diesem perfiden Machwerk:
"Undermining Russia’s image abroad would focus on diminishing Russian standing and influence, thus undercutting regime claims of restoring Russia to its former glory. Further sanctions, the removal of Russia from non-UN international forums, and boycotting such events as the World Cup could be implemented by Western states and would damage Russian prestige. [...] The most-promising options to “extend Russia” are those that directly address its vulnerabilities, anxieties, and strengths, exploiting areas of weakness while undermining Russia’s current advantages. In that regard, Russia’s greatest vulnerability, in any competition with the United States, is its economy, which is comparatively small and highly dependent on energy exports. [...] Most of the options discussed, including those listed here, are in some sense escalatory, and most would likely prompt some Russian counterescalation. Thus, besides the specific risks associated with each option, there is additional risk attached to a generally intensified competition with a nuclear-armed adversary to consider. This means that every option must be deliberately planned and carefully calibrated to achieve the desired effect."

Zu diesem Irrsinn passt auch folgende Meldung perfekt. Mit Datum vom 23. März hat ein David J. Trachtenberg, seines Zeichens Deputy Under Secretary of Defense for Policy beim House Armed Services Committee einen Bericht vorgelegt, der in folgender Passage den Abschied von der No-first-use-Politik der USA empfiehlt:

"The United States has a long-standing policy of constructive ambiguity regarding U.S. nuclear employment that has deterred potential adversaries from nuclear coercion or aggression since the advent of the nuclear age. A policy of 'no-first-use' would undermine U.S. extended deterrence and damage the health of our alliances because it would call into question the assurance that the United States would come to the defense of allies in extreme circumstances. 'No-first-use' is highly unlikely to be believed by our adversaries but, even if it were, it is more likely emboldenthem to test what they might perceive as weakened U.S. resolve to defend our allies and vital interests with every means at our disposalthan it is to promote peace. Finally, a no-first use policy could undermine U.S. nonproliferation objectives if allies and partners felt the need to develop orpossess their own nuclear weapons to deter potential adversaries."

Meine Übersetzung des Auszugs: "Die Vereinigten Staaten verfolgen eine langjährige Politik der konstruktiven Unklarheit hinsichtlich des Einsatzes von Nuklearwaffen, die potenzielle Gegner seit dem Beginn des Atomzeitalters von nuklearer Nötigung oder Aggression abgehalten hat. Eine Politik des 'No-first-use' würde die erweiterte Abschreckung der USA untergraben und das Wohlergehen (Anm. Kupfer: i.S.v. Stabilität) unserer Allianzen schädigen, weil sie die Gewissheit in Frage stellen würde, dass die Vereinigten Staaten unter extremen Umständen zur Verteidigung der Verbündeten kommen würden. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass unsere Gegner den 'No-first-use' glauben. Doch selbst wenn es so wäre, ist es wahrscheinlicher, dass sie ermutigt werden, das zu testen, was sie als geschwächte Entschlossenheit der USA wahrnehmen, unsere Verbündeten und lebenswichtigen Interessen mit allen Mitteln zu verteidigen, die uns zur Verfügung stehen, statt den Frieden zu fördern. Schließlich könnte eine Politik des 'No-first-use' die Ziele der USA hinsichtlich auf die Nichtverbreitung untergraben, wenn Verbündete und Partner die Notwendigkeit verspüren, ihre eigenen Atomwaffen zu entwickeln oder zu besitzen, um potenzielle Gegner abzuschrecken."

Nun könnte man denken, es wäre doch eher gleichgültig, was ein popliger Unterstaatssekretär empfielt. Falsch gedacht, der Bericht ist zur Vorlage beim United States House Committee on Armed Services (ugs. House Armed Services Committee) gedacht. Der ist ein ständiger Ausschuss des Repräsentantenhauses der USA und entscheidet über die Verwendung des Budgets über die allgemeine Zuteilung hinaus, kontrolliert die Aktivitäten der Streitkräfte und überwacht überdies diejenigen Teile des Energieministeriums, die in die nukleare Rüstung der Vereinigten Staaten eingebunden sind. Aufgrund der Bedeutung der Streitkräfte in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten sowie des großen Etats, den der Ausschuss verwaltet, gilt er als einer der wichtigsten und einflussreichsten Ausschüsse überhaupt. [Wikipedia]

Mir fällt dazu nur Max Liebermann ein (beim Anblick der durchs Brandenburger Tor marschierenden Nazis, Liebermann wohnte damals am Pariser Platz): "Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

[Hinweis: Dieser Beitrag enthält in Teilen Sarkasmus.]

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