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Russland verstehen - ein historischer Exkurs

Jedes Mal, wenn ich mich mit Themen rund um das Verhältnis der USA, der EU und der NATO zur Russländischen Föderation befasse, bin ich wieder erstaunt, dass Politiker, Militärs und Politikwissenschaftler in den USA und der EU sich praktisch ohne historisches Bewusstsein anmaßen, Urteile über Russland, China, die arabische Welt - kurz: über alles außerhalb ihrer Lebenswelt - abzugeben, dass sie diese Welt außerhalb der ihren maßregeln, disziplinieren und letztlich dominieren wollen. [1 Hinweis]

Das Märchen von einer ukrainischen Nationalgeschichte - die Fakten

Am 18. Juni 2020 wurde in ZDFinfo die dreiteilige Dokuserie "Inside NATO" gezeigt, deren Erstausstrahlung am 11. September 2019 erfolgte. Im dritten Teil mit dem Titel "Krieg und neue Feinde" war etwas zu sehen, was angeblich nie stattfand und anderenorts de facto nie gezeigt wird - Hans-Dietrich Genschers Statement vom 2. Februar 1990 zur Absprache der 2+4-Verhandlungspartner, die Grenzen der NATO nicht nach Osten auszuweiten, auch nicht in die gerade dahinscheidende DDR. Genscher war von 1974 bis 1992 deutscher Außenminister (Bundesminister des Auswärtigen).

Totalitarismustheorie - Arendt, Brzeziński und die Linke

Es gibt in der Politikwissenschaft wohl keine zweite Theorie, die so vehement diskutiert, so intensiv gehasst, so häufig politisch missbraucht und dabei so oft missverstanden wurde wie Hannah Arendts Totalitarismustheorie. Das ist einerseits erstaunlich, weil sie so schwer auch nicht zu verstehen ist, andererseits verständlich, weil getroffene Hunde halt bellen. Kurios ist die bis heute gepflegte vehemente Ablehnung der Theorie nach Hannah Arendt seitens der Linken, insbesondere deshalb, weil dieselbe Fraktion - oder jene Vertreter, die sich für "links" halten - die gleichnamige Version des Imperialisten und Globalisten Brzeziński mehr oder weniger umstandslos in ihren Fundus ideologischer Versatzstücke übernahmen. Wie und warum es dazu kam, möchte ich in diesem Text erörtern.

Johannes Agnoli und die deutsche Linke - Analyse einer Groteske

Anlässlich der Ereignisse in Leipzig-Connewitz zum Jahreswechsel 2019/2020 fragte ich mich ziemlich erstaunt, woher dieser Furor kommt, der sich da entlädt. Zorn und Renitenz sind natürlich ein Spezifikum jugendlicher Revolte gegen die Alten und deren Verständnis von der Welt, das ging mir in meiner Jugend nicht anders und ich habe mir beides bis heute erhalten, wie meine Leitmotive Etiam si omnes, ego non (Auch wenn alle mitmachen, ich nicht - Philipp Freiherr von Boeselager) und Я всегда буду против (Ich werde immer dagegen sein - Jegor Letow) verdeutlichen. Absolut unverständlich sind mir der blinde Hass, der sich da entlädt, und die leit- und qualitätsmediale Ignoranz bezüglich desselben.

Das Hufeisen und das Wiehern der Politprediger

Vor einigen Monaten in den Vor-Corona-Zeiten, als es in Deutschland noch so etwas wie einen politischen Diskurs gab, wurde im Gefolge der Thüringer Landtagswahl die Debatte um die sogenannte "Hufeisentheorie" reanimiert, und zwar im Tenor genauso dämlich, wie sie schon immer war, seit Uwe Backes im Jahr 1989 das Hufeisenschema für seine Extremismustheorie übernahm - er hat es nicht erfunden, sondern von Armin Mohler adaptiert.

Zum Tod von Eduard Limonow

"Ich hasse es, euch Ausländern Russland zu erklären. Ihr versteht es eh nicht." - Eduard Limonow ist tot. Heute wurde bekannt, dass Limonow gestern, am 17. März, in Moskau im Alter von 77 Jahren verstarb. Wie beschreibt man Limonow am besten - er war lebenslanger Dissident, Politdesperado, begnadeter Schriftsteller, Inspirator und Leitbild für zwei, drei Generationen zorniger, junger Menschen in Russland.

1945 - Erinnerungen meiner Mutter an das Kriegsende

Am 9. Mai 2020 jähren sich der Tag der Kapitulation des Deutschen Reiches und damit das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa zum 75. Mal. Das ist mir Anlass, die Erinnerungen meiner Mutter Renate Kupfer an jene Zeit hier zu veröffentlichen - sie war damals elf Jahre alt. Ich fand den mir bis dahin unbekannten Text im Nachlass meines Vaters und ich weiß nicht, wann und aus welchem Anlass er entstand.

Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion - Bericht aus den Memioren von Dr. Rudi Kupfer

Der Anlass für diesen Text ist ein Artikel in der Onlineausgabe des Magazins "Russia Beyond the Headlines". Eigentlich ist es weniger der nicht besonders erbiebige, weil zu oberflächliche, aber mit interessanten Bildern versehene Text von "Russia Beyond" selbst, sondern es sind vielmehr die teilweise revisionistischen bis grotesk dämlichen Kommentare deutscher Leser zum Artikel, die mich bewogen, den nachfolgenden Text zu verfassen, mit dem ich einige sachdienliche Ergänzungen zum Thema Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion aus den Memoiren meines Vaters liefern kann.

200 Jahre Karl Marx

Um den 5. Mai d.J. herum durften oder mussten wir - je nach politischer Einstellung, die heutzutage meist nicht mehr als eine Befindlichkeit und mithin seltener im Kopf, dafür umso öfter im Bauch angesiedelt ist - den 200. Jahrestag der Geburt von Karl Marx, einem der größten oder gefährlichsten - ebenfalls je nach politischer Einstellung - Denker der Neuzeit, feiern oder bedauern - auch dies je nach ... Sie wissen schon.

Der Fall "Glaser for Bundestagsvizepräsident", der Staat und die Religionsfreiheit

Da erdreisten sich die dummerweise in den Bundestag gewählten Islamhasserrassistennazis und quasi fleischgewordenen Inkarnationen all dessen, was es sonst noch Böses auf der Welt gibt, doch tatsächlich, unverschämterweise ihren Wunschkandidaten als Bundestagsvizepräsident durchsetzen zu wollen!

Das Elend des Liberalismus oder: Alles Nazis außer Mutti!

Einleitende Anmerkung: Der nachfolgende Text ist die Dokumentation einer kleinen Plauderei, in die ich mit Christoph Giesa geriet, einem Journalisten, der sich seiner Selbstdarstellung zufolge für liberal hält. Anlass war die seinerseitige Verlinkung eines Spiegel-Artikels, in dessen Teaser Giesa das kleine Kunststück fertigbrachte, Matussek und Tichy in die "Gedankenwelt" eines Höcke, der Reichsbürger, eines Breivik und der Attentäter von Köln und München zu stellen - und das mit nur 29 Worten.

Das Phänomen der Begriffs-, die eigentlich eine Sinnverschiebung ist, im liberalen Gesellschaftsdiskurs - oder was von diesem übrig ist

Einleitende Anmerkung: Der Text vom 17.04.2017 ist mein Beitrag zu einer kleinen Diskussion auf Facebook, deren Einstiegsbeitrag die Frage nach Ursache und Folgen der Bedeutungsverschiebung diverser Begriffe im öffentlichen Diskurs am Beispiel der Begriffe Kritik und Problem erörtert und Massenwohlstand nebst Massenkonsum als Ursache zur Debatte stellt. Ich stelle den Text hier ein, weil er Anmerkungen enthält, die ich schon seit geraumer Zeit mal loswerden werden wollte, entsprechend episch fällt der Text - nach langer Zeit mal wieder - aus, was aber denen, welche mich aus "alten", nämlich den Vor-Sozialnetzzeiten kennen, durchaus bekannt vorkommen dürfte. :-)

Wer's glaubt, wird selig.
Die Versuchung der Frömmelei - Nachdenken über das Dilemma der Unvereinbarkeit von Wille und Religion

Immer mal wieder bricht in den diversen Internetmedien, derzeit ist das allgemein favorisierte Facebook, eine Debatte über das Für und Wider von Religionen los, die sich schnell zu Debatten über Sinn und Unsinn des Glaubens an und für sich ausweiten. Eins der größeren Probleme dieser Debatten ist, dass es den meisten Diskutanten selten gelingt, zwischen Religion und Religiosität unterschieden, zumindest gelingt es nicht, diesen Unterschied in der Argumentation zu berücksichtigen.

Wollen, wünschen, können - oder was?
Ein kleiner Ausflug in die Welt akademischen Unfugs

Es scheint hierzulande eine Art Mode geworden zu sein - wann immer der philosophierenden Zunft kontemplativ zumute ist, wann immer sie in all der Mühsal, von den harten Lehrstühlen deutscher Universitäten herab der tumben Menschheit Sinn und Zweck ihrer Existenz erklären zu müssen, ein wenig Zeit und Muße findet, neigt sie dazu, sich der Erörtertung des Willens zu widmen und ein Viertelstündchen das zu ventilieren, was sie für den freien Willen hält.

Wie Wikipediafehler entstehen können

Im Frühjahr 2012 stolperte ich bei der Recherche im Zuge der Bearbeitung der Memoiren meines im Mai 2011 verstorbenen Vaters über einen merkwürdigen Eintrag bei Wikipedia. Dort ist das Bild eines Netzfrequenzinduktionsofens, vor dem ich selbst einige Jahre meines damals noch jungen Arbeitslebens verbrachte, als Elektronenstrahl-Mehrkammerofen beschrieben, was falsch ist, und der an ihm tätige Arbeiter ist als Metallurge für Hüttentechnik ausgewiesen, was nur bedingt richtig ist. [1] Eine weiterführende Recherche ergab, dass es sich dabei nicht um einen einmaligen Fehler handelt, sondern dass ganze Bildserien der Wikimedia Commons in der Kategorie Auerhammer auf diese Weise falsch bzw. kommentierungsbedürftig ausgezeichnet sind.

Sascha Lobo in Stalingrad

Merkt es niemand? Wirklich niemand? Genügen das Etikett "SPON", ein rotgefärbter Irokese und die Schublade "Irgendwie links, aber hundertprozentig liberal-grundgesetzdemokratisch" wirklich, um ein anmaßend bildungsdünkelhaftes und seltsam verschwurbelt naziverkacktes Pamphlet unter die Leute zu bringen, die das dann quasi reflexartig liken, teilen und "Ich hab's ja schon immer gesagt!"-bejubeln, ohne dass auch nur einem Leser auffällt, was für ein Dreck das eigentlich ist?