Eine gute Nachricht für alle Dyskalkuliker!

Es ist in der letzten Zeit ruhig geworden in dieser Rubrik, was allerdings nicht bedeutet, dass die Idiotisierung ein Ende und die Nation auf den Pfad der Vernunft zurückgefunden hätte. Im Gegenteil, die Verblödung des Westens im Allgemeinen und der Nation im Besonderen nimmt gerade erst richtig Fahrt auf - und das zu kommentieren oder auch bloß nur zu notieren ist ausgesprochen mühselig und deprimierend. Doch dieses Beispiel nackten Wahnsinns kann ich nicht unkommentiert lassen, weil es auf seine Weise symptomatisch ist.

Es gibt eine gute Nachricht für alle Dyskalkuliker_:*Innen - ich hoffe, ich habe alle Identitätsbefindlichkeiten erfasst - zwei plus zwei ist gleich ... irgendwas, auf jeden Fall nicht vier. Das zu behaupten ist Resultat und Ausdruck des westlichen Imperialismus nebst Kolonialisierung, denn die klassische Mathematik ist ein geheimes Werkzeug des westlichen, natürlich weißen Imperialismus. Die Brittany muss es wissen, schließlich ist sie eine math ed person - was immer das bedeuten mag, man kann es nur erahnen.

Das Kuriose ist dies: Hier geht es um Arithmetik, die als Teilgebiet der Algebra, nämlich als Lehre von den algebraischen Eigenschaften der Zahlen verstanden wird und der Begriff Algebra kommt vom arabischen al-ǧabr ("Zusammenfügen gebrochener Teile"). Die Ziffern sind keineswegs eine "weiße" Erfindung, sie gehen bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. auf die Brahmi-Zahlschrift des Maurya-Reiches zurück. Die früheste systematische Darstellung des Rechnens mit Zahlen einschließlich der Null und negativer Zahlen geht auf den Inder Brahmagupta und sein Werk" Brahmasphutasiddhanta" ("Der Anfang des Universums", 628) zurück, das weitgehend unseren heutigen Vorstellungen entspricht - abgesehen von der Division durch Null, die Brahmagupta definierte und die heute als nicht definiert gilt.
Die weitere Entwicklung der Algebra, in der die Null zeitweise quasi "verlorenging", ist ebenso wenig eine "weiße" Erfindung, sie geht in wesentlichen Teilen, nämlich insbesondere mit der Einführung der indischen Zahlen in die arabische und darüber später in die europäische Mathematik, auf Abu Dscha 'far Muhammad ibn Musa Chwārizmī (780 bis max. 850) zurück. Sie kamen erst im 10. Jahrhundert ins "weiße", imperialistische Europa, zum Beispiel um 980 durch den Mönch Gerbert von Aurillac, den späteren Papst Silvester II., allerdings setzten sie sich (noch) nicht durch, das "weiße", imperialistische Europa rechnete noch mit Buchstaben, womit II plus II gleich IV war. Die Zahlen und seine anderen wissenschaftlichen Arbeiten brachten Gerber im 11. Jahrhundert lediglich den Ruf ein, er hätte Magie betrieben und mit dem Teufel im Bunde gestanden.
Erst im 12. Jahrhundert mit der Übersetzung von al-Chwarizmis Werken ins Lateinische, konkret mit dem "al-Kitāb al-muḫtaṣar fī ḥisāb al-ğabr wa-ʾl-muqābala" ("Das kurz gefasste Buch über die Rechenverfahren durch Ergänzen und Ausgleichen", 830) unter dem Titel "Ludus algebrae almucgrabalaeque" und mit dem "Algoritmi de numero indorum" ("Rechnen mit indischen Zahlzeichen", 825), von dem nur der lateinische Text erhalten blieb, durch Robert von Chester (1145) und Gerardus Cremonensis (etwa 1160) fanden die indischen Ziffern nach und nach Verbreitung in den gelehrten Kreisen Europas. Ein zweiter bedeutender Schritt war Leonardo Fibonaccis Werk "Liber abbaci" (1202). Fibonacci lernte die indisch-arabischen Ziffern nebst ihrer Mathematik während seiner Reisen in Algerien bei Abu Kamil Schudscha ibn Aslam ibn Muhammad ibn Schudscha, genannt al-Hasib al-Misri ("der ägyptische Rechner") kennen.

Diese Darstellung soll eigentlich nur eines zeigen - die Wurzeln und das Fundament der von der math ed person Brittany als "weiß" und "imperialistisch/kolonialistisch" empfundenen Algebra sind so weiß, wie Kamala Harris schwarz ist - allenfalls ein bisschen.

Falls nun jemand denkt, Brittany's Mathematik wäre lediglich ein individueller, kognitiver Irrläufer einer möglicherweise etwas überengagierten, jungen Frau - in der Kategorie "individueller Übereifer" werden solche Zeitphänomene, sofern von denen überhaupt wahrgenommen, seitens der Leit- und Qualitätsmedien üblicherweise abgelegt -, der täuscht sich. Der Wahnsinn hat Methode, so hat sich zum Zwecke der Verwirklichung der sogenannten "math equity" ein Projekt etabliert, das Handreichungen mit "5 Strides on the Path to Math Equity" für das Lehrpersonal publiziert. Unterstützt und gefördert wird dieses Projekt von beziehungsweise in Kooperation mit der Association of California School Administrators, der Lawrence Hall of Science at UC Berkeley, der County Offices of Education von Los Angeles, Sacramento, San Diego und Monterey, der Association of California School Administrators, der Lawrence Hall of Science at UC Berkeley und diverser anderer Organisationen.
Math Equity Toolkit https://equitablemath.org/

Es tut mir (nicht wirklich, nur der Höflichkeit halber) leid - auch wenn die eine oder der andere das für "antiamerikanisch" hält - mir fällt anlässlich der Kenntnisnahme solcher und ähnlich gelagerter und in aller Regel aus den USA stammender Idiotien immer Georges Clemenceaus Bonmot ein, den er 1919 am Rande der Pariser Friedenskonferenz äußerte: »Amerika? Das ist die Entwicklung von der Barbarei zur Dekadenz ohne den Umweg durch die Kultur.« (Zitiert nach Joseph Roth: Clemenceau. 1939).



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