Annalena, die Ehrenamtliche

Wie sehr man sich doch irren kann! Aber dank Annalena der Wunderbaren weiß ich es jetzt besser, denn die musste - hat sie halt vergessen, kann ja mal passieren, wenn man/frau/mensch sich für das dritthöchste Amt im Lande bewirbt - ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten auf Nachfrage der Bundestagsverwaltung nachmelden. Mein Irrtum bestand in der Annahme, ein Ehrenamt wäre ein ehrenvolles und den darin Tätigen zur Ehre gereichendes Engagement für die Mitmenschen und die Gemeinschaft, wobei die Ehre aus der altruistischen Uneigennützigkeit resultiert.

Ich assoziierte bisher mit dem Ehrenamt zum Beispiel die Mitarbeit bei der freiwilligen Feuerwehr, dem THW, ASB; DRK und bei der DLRG. In Betracht kämen auch ehrenamtliche Tätigkeiten im kommunalen Bereich, zum Beispiel als Gemeinderatsmitglieder, Gemeindevertreter, Stadtverordnete, Kreistagsmitglieder oder Ortsvorsteher, und im Dienst an der Gemeinschaft, neudeutsch Community Service genannt. Das wäre eine Mitarbeit bei den Tafeln oder ein Engagement in der Förderung des Jugend- und Breitensports und in der offenen Jugendsozialarbeit, aber auch in der Sterbebegleitung und als Hospizhelfer. Wo also war Annalena die Unglaublich ehrenamtlich tätig? Ausweislich ihrer Nachmeldung bei der Bundestagsverwaltung hier:

  • Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE), dieser Verein "ist der Dach- und Lobbyverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland. Er wurde 1991 gegründet und vertritt die Interessen der Branche gegenüber Öffentlichkeit und Politik." (Wikipedia) Die Zeiten, als in solchen Verbänden strickende, hin und wieder streng riechende Naturfreunde saßen, sind längst vorbei. Heute versammeln sich in diesem und ähnlichen Lobbyverbänden alle jene, die sich von der Energiewende ordentliche Rendite versprechen, so im BEE beispielsweise die Bundesverbände eMobilität, mittelständische Wirtschaft e.V., BioEnergie e.V., Deutscher Wasserkraftwerke e.V., die Stadtwerke Rosenheim, die STAWAG Energie GmbH, die LichtBlick SE, die STIEBEL ELTRON GmbH & Co. KG, der Wirtschaftsverband Windkraftwerke e.V., die Deutsche Kreditbank AG und die R+V Allgemeine Versicherung AG, die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH und einige andere. (Wikipedia)

  • European Council on Foreign Relations (ECFR), das "ist eine Denkfabrik, die Analysen zu Themen europäischer Außenpolitik bereitstellt und es sich zum Ziel gesetzt hat, als Fürsprecher einer kohärenteren und stärkeren europäischen Außen- und Sicherheitspolitik aufzutreten. Gegründet wurde der ECFR 2007 von fünfzig prominenten Persönlichkeiten [...], darunter ehemalige Regierungschefs und Minister, Parlamentarier und Intellektuelle, die sich für eine starke Rolle der EU in der Welt einsetzen." (Wikipedia) Der ECFR hat keine institutionelle Verbindung zum US-amerikanischen Vorbild Council on Foreign Relations (CFR), wohl aber informelle allein schon durch Doppelmitgliedschaften. Die Liste der Gründungsmitglieder ist illuster, neben den unvermeidlichen Playern am Grand Chessboard wie Jockel Fischer und George Soros finden sich dort Zeitgenossen eher zweifelhaften Rufs wie Dominique Strauss-Kahn und Karl-Theodor zu Guttenberg sowie Leute, die sich offenbar verlaufen hatten wie Brian Eno und Rem Koolhaas. "ECFR's strategic community includes serving foreign ministers, former prime ministers, members of national parliaments and European Parliament, EU Commissioners, former NATO secretaries generals, thinkers, journalists and business leaders." (engl. Wikipedia)

  • Heinrich-Böll-Stiftung, das ist die "parteinahe Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen." (Wikipedia) Im Grunde ist es eine irreführende Unverschämtheit, diese Politorganisationen als Stiftung zu bezeichnen, denn eine solche gründet sich üblicherweise auf dem zu Lebzeiten oder als Nachlass gestifteten Vermögen des Gründers, also des Stifters. Aber weder Friedrich Ebert noch Konrad Adenauer, Friedrich Naumann, Hanns Seidel, Rosa Luxemburg oder Heinrich Böll (SPD, CDU, FDP, CSU, Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen) haben auch nur eine Mark gestiftet. Bezahlt wird der Spaß zum weitaus größten Teil aus Bundesmitteln, also aus Steuern - die Rosa-Luxemburg-Stiftung zu 99,8 %, die Heinrich-Böll-Stiftung zu 99,7 %, die Konrad-Adenauer-Stiftung zu 97,2 %, die Friedrich-Ebert-Stiftung zu 96,8 %. (Wikipedia) Im Jahr 2017 machte das in der Summe 581 Millionen Euro.
    https://www.welt.de/...581-Millionen-Euro-fuer-parteinahe-Stiftungen-bewilligt.html
    Das ermöglicht den Funktionären - Vorständen, Geschäftsführern oder Generalsekretären - fürwahr fürstliche "Gehälter".
    https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/stiftungen-gehaelter-101.html
    Abgesehen von der Verbreitung der Programmatik ihrer Parteien ist eine irgendwie zielführend systematische Arbeit der Stiftungen nicht zu erkennen. Um so sichtbarer ist aber eine andere Funktion, nämlich die einer einkommenssichernden Rest- oder Letztverwendung von Politikern, die entweder nicht wissen, wann Schluss ist (Norbert Lammert, Vorsitz Konrad-Adenauer-Stiftung) oder die wegen mangelnder Eignung (Martin "Schulz-Zug" Schulz, Vorsitz Friedrich-Ebert-Stiftung) oder wahlbedingt (Hannelore Kraft, Kuratoriumsvorstehende Friedrich-Ebert-Stiftung) aus dem regulären Politbetrieb gefallen sind.

Was also hat Annalena die Fantastische "ehrenamtlich" getan? Sie hat genetzwerkt, wie es neudeutsch heißt, früher hätte man das Seilschaftenbildung genannt - unter 1. in die Industrie, unter 2. in die geostrategischen Netzwerke des Wertewestens und unter 3. in der eigenen Partei. Uneigennützig ist das nicht und schon gar nicht altruistisch. Ich vermute, dass sie sogar selbst glaubt, sie wäre in diesen Organisationen "ehrenamtlich" tätig gewesen, denn die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion ist weiß Gott nicht ihre Stärke, wenn sie denn überhaupt eine hat.