In eigener Sache - eine Ära ist beendet

Eine Ära ist beendet, nicht für die Welt, aber für mich und sicher auch ein wenig für die FKS - am 1. Juni endete nach fast elf Jahren meine Tätigkeit für die Schule. Es war die am längsten von mir ausgeübte Tätigkeit beruflicher Natur und dazu der einzige, im weiteren Sinne nachhaltige und damit sinnvolle Job.

Er war, das kann ich getrost so sagen, eine prägende Erfahrung, eine durchweg positive dazu. Solche Erfahrungen werden im Alter sehr selten, um so dankbarer bin ich für diese. (Die gegen Ende häufiger nervenden Misslichkeiten lagen letztlich nicht in der Verantwortung der Schule.)
Mein Dank geht in erster Linie an alle Schülerinnen und Schüler, die ich seit der siebten Klasse bis zum MSA oder Abitur unterstützen durfte und die meine Unterstützung annahmen, was - in der Rückschau betrachtet - eine ganze Menge Kids waren. Ich danke insbesondere auch den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 12 und 13 für die interessanten und teils lebhaften und lautstarken Debatten. Was die Kids möglicherweise nicht wissen - diese Diskussionen waren mir eine echte Bereicherung, denn selbst wenn sie Quatsch erzählten, eröffneten sie Sichtweisen und Blickwinkel, die ich als Alter nicht mehr (oder noch nie) auf dem Radar hatte. Ich vermisse die Kids sehr.
Mein Dank geht an das Kollegium, besonders auch hier an jene Kolleginnen und Kollegen, die meine Unterstützung, soweit sie mir möglich war, annahmen. Manchmal war erst ein kleiner Schlagabtausch zwecks Klärung der Kompetenzlinien notwendig, aber die waren immer konstruktiv und die Zusammenarbeit war danach um so besser. Mein Dank geht an die Schulleitung der FKS, die ihr Möglichstes versuchte, meine Tätigkeit über die Jahre zu ermöglichen und zu unterstützen. Insbesondere danke ich der Mittelstufenleitung für die exzellente Kooperation bei der Vorbereitung der MSA-Präsentationsprüfungen der Zehntklässler. Ein besonderer Dank gilt der Schulleitung für die Entscheidung (vor meiner Zeit), an der Schule nur Linux und Open Source im IT-Bereich einzusetzen. Anfangs tat ich mich damit schwer, doch dann habe ich mich sukzessive eingearbeitet und die Vorzüge des Systems erkannt, so dass ich es seit geraumer Zeit auch privat nutze.
Mein Dank geht darüber hinaus - das mag zunächst seltsam klingen - an Gerhard Schröder und das Jobcenter Neukölln. Ich weiß, dass die allermeisten das sehr kritisch sehen, ich sehe es anders, und zwar aus meiner Erfahrung - woraus sonst! ALG II hat mir in einer verdammt schwierigen Situation, in die ich mich überdies selbst hineinmanövrierte, den Arsch gerettet. Das Almosensystem "Sozialhilfe" hätte zwar meinen Lebensunterhalt halbwegs abgesichert, mich aber ansonsten in meiner misslichen Lage hängenlassen. Den Einstieg in die Schule verdanke ich der freundlichen Nötigung einer offensichtlich lebensklugen Jobvermittlerin, eine "Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" (MAE vulgo 1-Euro-Job, eigentlich waren es ja 1,50 €) als "Schulhelfer" anzunehmen. Meinen Einwand, dass ich Kinder unerträglich fände und kleinere Exemplare derselben anfangen zu weinen, wenn ich ihnen in die Augen sähe, quittierte sie mit dem Einwand, dass ich mir eine andere MAE abholen könnte, wenn es nicht funktionieren sollte. Was soll ich sagen - es funktionierte - die Kids waren, wenn auch hin und wieder anstrengend, aber ganz und gar nicht unerträglich und - was mich wirklich überraschte - sie kamen gut mit mir zurecht.

Zunächst bestand meine Aufgabe als "Schulhelfer" darin, drei alte, aber doch sehr zuverlässige Siemens-Notebooks und drei nicht wesentlich neuere Beamer (die heute noch gut funktionieren) nebst ein paar Kabeltrommeln zu bewachen und gegen Quittung an das Kollegium auszuleihen. Daneben hatte ich im Computerraum der Mittelstufe nach dem Rechten zu sehen. Der Schulleiter entschuldigte sich sogar für meine anfängliche Unterbringung im Serverraum direkt neben dem Schulleitungsklo, was ich mit dem Hinweis dankend annahm, dass ich aus den Gießereien, dem Zuchthaus Cottbus und diversen Callcentern wesentlich Schlimmeres gewohnt wäre.
In den eigentlichen Schulalltag brachte mich zuerst der Gatte der damaligen Mittelstufenleiterin, der unter anderem im Rahmen von Arbeitslehre (ab Schuljahr 2010/11 Wirtschaft, Arbeit, Technik WAT) auch die NFTE-Wahlpflichtkurse (https://www.nfte.de/) unterrichtete. Er befand, dass ich offenkundig mehr Ahnung von Computern hätte, als das im Kollegium üblich und besonders bei ihm der Fall wäre, und fragte, ob ich die Kids in den NFTE-Kursen bei der Erstellung ihrer Präsentationen unterstützen könnte und wollte. Ich konnte und wollte, der nächste Schritt war, dass die Mittelstufenleiterin mich fragte, ob ich den zehnten Jahrgänge bei der Erstellung ihrer MSA-Präsentationen behilflich sein wollte. Auch das wollte ich und im Lauf der Jahre wurde daraus ein richtiges System, beginnend mit einem anderthalbstündigen Vortrag meinerseits, gefolgt von individuellen Beratungen inklusive der Korrektur von Orthografie und Grammatik meinerseits bis zu den Tagen der Präsentation, das in dieser Form seit 2012 lief. Es kamen ab Frühjahr 2010 die Betreuung der Schulwebseite und und ab 2011 die Neuerstellung und laufende Aktualisierung des Schulhandbuchs und anderes dazu.

Nach den Sommerferien 2011 wurde mit Vollendung des Oberstufenneubaus die darin befindliche Schulbibliothek eröffnet, die ich dann betreuen durfte. Meine erste Aufgabe bestand darin, einen riesigen Bücherberg, der sich aus allem zusammensetzte, was man in den Unterrichts- und Teamräumen (Lehrerzimmern) nicht mehr herumstehen haben wollte, zuzüglich kistenweise Buchspenden von ehemaligen FKS-Schülern, Eltern und auch Anwohnern, zu systematisieren und in die Regale einzusortieren, ich griff dabei auf die in den Landes- und Stadtteilbibliotheken verwendete Systematik zurück (SfB - Systematik für Bibliotheken, http://www.sfb-online.de/ ). Das war zwar irgendwie nutzlos, weil Bücher bei den Besuchen der Kids - von den Lesegruppen der Grund- und teilweise auch Mittelstufe (in den Jahrgängen 7 und 8) abgesehen - eine eher untergeordnete Rolle spielten, um es mal so auszudrücken, sah aber im Ergebnis mit meinen Ausschilderungen ausgesprochen schick aus. Allerdings entstanden in der Bibliothek schnell die o.a. Diskussionsrunden.

Nun ist es also vorbei. Die Gründe sind hauptsächlich alters- resp. gesundheitsbedingter Natur, aber die Finanzierung - das Jobcenter stand bis Ende 2010 dafür ein - wäre über das Ende dieses Schuljahres hinaus nicht mehr gewährleistet gewesen. Einen Exkurs in die Verantwortung der Berliner Politik erspare ich uns an dieser Stelle.

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Hier noch ein paar Impressionen aus zehn Jahren im Dienst der Schule:
1: Blick auf die Schule von der Straße
2: Schulhof
3: "Meine" Bibliothek (Fensterfront im Obergeschoss)
4: Das Oberstufengebäude für die Jahrgänge 12 und 13
5: Meiner erster Arbeitsplatz, fotografiert im Jahr 2009 ("Schulhelfer")
6-8: Die Bibliothek - mein Arbeitsplatz seit 2011
9: Blick in den Park im Winter
10: Nischen der Kunst in der Bibliothek
11: "The Royal Drummers of Burundi" zu Gast in der Schulaula
12: Ein Geschenk von Abiturienten im Jahr 2018.