Frank Zappa - Eat That Question!

»The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way, and you will see the brick wall at the back of the theatre.« (Frank Zappa)

Arte zeigte am 02.08.2020 eine sehr interessante Doku mit dem Titel "Zapped - Frank Zappa in seinen eigenen Worten", bestehend aus verschiedenen Interviewsequenzen, die im deutschen Fernsehen (außer in dieser Doku) noch nicht zu sehen waren. Zappa war nicht nur einer der genialsten Rockmusiker und einer der besten Gitarristen der Rockgeschichte, sondern auch scharfzüngiger Kritiker des "American Way of Life", vor allem der grotesken Seiten desselben. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch er auf der bad word list steht, denn vieles von dem, was er sang, sagte und schrieb ist heute nicht mehr opportun - weil die Redefinierer und Umschreiber des Diskurscodes vergessen haben oder nie wussten, was Zappa so ausdrückte: »A mind is like a parachute. It doesn't work unless it's open.« (Mir wurde auf Facebook jüngst in Verbindung mit der Löschung eines Beitrags eine umgehende Sperrung wegen Verbreitung von "Hass und Hetze" angedroht, weil ich einen Auszug aus George Carlins Show "Life Is Worth Losing" gepostet hatte. Das sah so aus (Screenshot). Carlin ist DER Klassiker satirischer Sozialkritik in den USA, zumindest galt er bis vor Kurzem als solcher.)

Das Video ist aber auch aus anderen Gründen hochinteressant. Der eine ist - die Sequenz beginnt ab Minute 17:00 -, dass Zappa schon 1969 erkannte, dass der sogenannten Neuen Linken und ihrer Ideologie ein faschistischer Kern innewohnt. Kurz vor einem Konzert der Mothers of Invention am 16. Oktober 1968 im Berliner Sportpalast traf beim Soundcheck eine Delegation aus APO- und SDS-Aktivisten in der Halle ein und verlangten von Zappa, die Zuschauer zur Teilnahme an einer Demonstration vor dem Amerika-Haus aufzurufen und am besten selbst an der Demo teilzunehmen, deren Ergebnis optimalerweise das Abfackeln des Amerika-Hauses wäre. Zappa lehnte das Ansinnen der "Aktivisten" mit der Frage, ob sie noch ganz dicht wären, rigoros ab. Während des Konzertes rückte eine ungefähr 200-köpfige Meute gegen die Bühne vor, bewarf die Musiker mit Eiern, Gemüse und Flaschen, weswegen Zappa das Konzert abbrach, weil er die Sicherheit seiner Musiker nicht mehr gewährleistet sah. In einem Interview, das er kurz nach dem Konzert gab, erklärte er: »Die deutsche Jugend hat sich nicht weit von ihren Vorgängern in kurzen Hosen entfernt. Die Jungs tragen zottlige Bärte und die Mädchen Perlenketten und lustige Klamotten. Aber sie sind Nazis wie ihre Väter und Mütter, sie verhalten sich wie Nazis. Das Problem ist, dass sie sich für eine neue Linke halten.« Für die sogenannten Linken waren die "Mothers of Invention" fürderhin die "Mothers of Reaction" - ein Urteil, das sich bei den Antifa-"Linken" bis heute gehalten hat. Anmerkung am Rande: Der Berliner Sportpalast war - er wurde am 13.11.1973 abgerissen - ist jenes Gebäude, in der Joseph Goebbels seine berüchtigte Sportpalastrede - "Wollt ihr den totalen Krieg?" - hielt. So gesehen bewiesen sich die "Aktivisten" von APO und SDS als durchaus traditionsbewusst. Ich habe das Thema des faschistischen Kerns der Neuen "Linken" hier ausführlich erörtert.
Johannes Agnoli und die deutsche Linke - Analyse einer Groteske

Der andere, sehr interessante Sequenz beginnt ab Minute 48:28. Die Szene führt uns in den September 1985 und hier wird sichtbar, dass die Selbstermächtigung über den Diskurs durch die liberalistisch-globalistischen Eliten, die freilich schon früher begann, schon damals von denselben Protagonisten gelenkt wurde, die heute noch am Werke sind, und zwar in Gestalt von Tipper Gore, der Frau des selbsternannten Weltheilands Al Gore. Tipper Gore war der führende Kopf einer von Ehefrauen seinerzeitiger US-Senatoren initiierten Kampagne des "Parents Music Resource Center" (PMRC). Diese Kampagne forderte das Verbot anstößige Liedtexte, zumindest sollten Schallplatten mit einem nicht zu kleinen Aufkleber versehen werden. Frank Zappa setzte sich auf dem Congress Hearing am 19. September 1985 im Zuge der von ihm als "Porn Wars" bezeichneten Kampagne unter anderem mit John Denver für die Meinungsfreiheit ein: »There are more love songs than anything else. If songs could make you do something, we'd all love one another. Violence in songs functions the same way violence in movies does. In Lethal Weapon, people get blown up, mashed and mutilated.« Frank Zappa im Playboy-Interview vom 2. Mai 1993
Was sich damals konservativ gab oder so erschien, entpuppte sich später zur Orwellschen Diskurs-Transformation, deren vorläufiges Ergebnis wir heute bestaunen dürfen.
Identität, Diversität und Gender Equality - Szenen einer Orwellschen Diskurs-Transformation
Dummheit und Idiotie - eine erweiterte Begriffsbestimmung

Dass Zappa einer der besten Gitarristen der Rockgeschichte war und bleiben wird, kann man sich auf zwei Alben anhören, auf denen Zappas beste Gitarrensoli aus verschiedenen Konzerten gesammelt sind. Das erste erschien 1980 und heißt "Shut Up n' Play Yer Guitar", hier eine Playlist, beginnend mit meinem Lieblingsstück.
Frank Zappa - Shut Up n' Play Yer Guitar
Das zweite erschien 1988 und hießt schlicht "Guitar", ebenfalls eine Playlist.
Frank Zappa - Guitar

Zapped - Frank Zappa in seinen eigenen Worten [Auf das Bild klicken.]
Gekürzte Version der DVD "Frank Zappa - Eat That Question", Sendung auf Arte, letzte Ausstrahlung am 2.August 2020, Memento auf Archiv.org

Einer von Zappa geht noch: »What I always say is that politics is the entertainment branch of industry.«



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