Wie es in Putins "Palast" tatsächlich aussieht

Am 19.01. veröffentlichte Nawalny ein Video, das angeblich den geradezu feudalen Luxus einer angeblichen Privatresidenz des Präsidenten der Russländischen Föderation "dokumentieren" soll. Zehn Tage nach der Veröffentlichung verschaffte sich eine Gruppe junger, unabhängiger Rechercheure, die sich selbst als regierungskritisch sieht, Zutritt zu dem Anwesen

Das Team dokumentierte unter dem Titel "Fabelhafter Palast: Die erste Besichtigung des Palastes in Gelendschik", wie es dort tatsächlich aussieht, wozu es allerdings keine zweistündige Selbstdarstellung braucht. Kurz - der angeblich mit arschteuren, italienischen Stilmöbeln vollgestellte "Palast", so Nawalnys "Dokumentation", ist in Wahrheit eine Bauruine. Was Arkadi Rotenbergs Aussage, der sich, nach einigen anderen Vorbesitzern, als derzeitiger Eigentümer outete, zumindest dahingehend bestätigt, das sich das Anwesen am Kap Idokopas bei Gelendschik in einem "extrem unbefriedigenden" Zustand befände. Was zugleich erklärt, warum Rotenberg sich mit seinem Outing so lange Zeit ließ - der Zustand des Baus ist für das, was man in Russland und der Welt unter einem "Oligarchen" versteht, außerordentlich peinlich.

Сказочный дворец: первая экскурсия по дворцу в Геленджике
Fabelhafter Palast: die erste Besichtigung des Palastes in Gelendschik

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Wie Junkies auf den Stoff stürzten sich die westlichen Leit- und Qualitätsmedien auf dieses groteske Stück Zeitgeschichte, zu der es deshalb wurde, weil es nicht nur einmal mehr Nawalny als notorischen Lügner und Populisten zeigt, der vorzugsweise auf der Klaviatur des Sozialneids spielt, nachdem sich der pure Faschismus als nicht mehr opportun, weil nur bedingt vom Wertewesten unterstützt erwies. Es dokumentiert darüber hinaus einmal mehr die notorische Weigerung der Leit- und Qualitätsmedien zur qualifizierten Quellenrecherche, sobald es es um Russland im Allgemeinen und Putin im Besonderen geht. Auch die Häufung der in Nawalnys Video "dokumentierten" Unsinnigkeiten irritierte die Leit- und Qualitätsmedien in ihrer Begeisterung nicht. Die zweifellos idiotischste ist der Umstand, dass das Haupttor zum "Palast" angeblich vom Doppeladler geschmückt wird. Dummerweise ist es im Video aber der montenegrinische und nicht der russische. Sie sehen sich auf den ersten Blick ähnlich, aber nur auf den, hier dokumentiert:
In case one needs further proof ... https://twitter.com/ValLisitsa/status/1355235937303879680
Dokumentiert wurde diese denkwürdige Idiotie - freilich unbeabsichtigt - auch von der ukrainischen Zeitung РБК-Украина, der nun wirklich keinerlei Putinfreundlichkeit unterstellt werden kann.

Putins Palast - das angebliche Eingangstor mit dem montenegrinischen Adler

Quelle: Как выглядит секретный дворец Путина: фото и видео
Wie Putins geheimer Palast aussieht: Fotos und Videos https://www.rbc.ua/...dvorets-putina-foto-video
Mittlerweile hat der Ehrlichkeitsfanatiker Nawalny den grotesken Fehler korrigieren und eine editierte Version des Videos hochladen lassen.

Und weiter - der fanatische Nichtraucher Putin hat sich im "Palast" eine Shisha-Bar eingerichtet? Der offensichtlich falsch aus dem englischsprachigen Storyboard übersetzte Begriff "mudroom" als "Raum für Schmutz" im Sinne eines Raumes für Abfall? (Ein mudroom ist der Eingangsflur, ein Vorraum vor dem eigentlichen Flur.) Die größte Unstimmigkeit ist der zeitliche Ablauf. Der "Palast" tauchte zum ersten Mal als "Projekt Süd" im Jahr 2010 in den Medien auf, als der von den St. Petersburger Bürgermeisterwahlen enttäuschte Sergej Kolesnikow sich nach Estland absetzte und von einem angeblichen Palast Putins zu erzählen wusste, der seit 2005 nahe Gelendschik gebaut würde, was bedeutet, dass an der Anlage seit 16 Jahren gebaut würde und die bis dato nicht über den Status einer Betonhülle hinaus gekommen wäre. Wenn man sich andere Projekte ansieht, die auf Putins Weisung und unter seiner direkten Einflussnahme entstanden, ist das sehr erstaunlich. Der Konstantinpalast in St. Petersburg wurde in nur zwei Jahren in den noch zerstörten Teilen wiederaufgebaut und komplett restauriert. (Er ist die Sommeresidenz des russländischen Präsidenten, öffentlich zugänglich und untersteht als Staatseigentum der Präsidialverwaltung.) Sotschi wurde in nur knappen sechs Jahren für die Olympischen Spiele 2014 ausgebaut. Die Krim-Brücke über die Straße von Kertsch, übrigens eine technische Meisterleistung, wurde in nur fünf Jahren fertiggestellt. Kurz - wenn Putin sagt, dass etwas gebaut werden soll, wird es gebaut, und zwar pünktlich und es dauert nicht sechzehn Jahre, bis es als leere Betonschale endet.



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