Zweiter Job - 122-mm-Haubitze M1938 (H-38)

In Fortsetzung des Themas Detonationsästhetik habe ich im Netz zwei eher seltene Fotos gefunden. Das eine zeigt das - wenn man es so nennen will - hauptsächliche Arbeitsgerät meines zweiten Jobs in meinem Leben, eine 122-mm-Haubitze M-1938, kurz H-38. Die 122 mm stehen für Innendurchmesser des Rohres und das Kaliber, also den Durchmesser, der Munition und 1938 steht für das Konstruktionsjahr.

122-mm-Haubitze M1938 (H-38) - Mentopia.net Man findet zwar im Netz jede Menge Fotos von der H-38, aber selten eines, das die Haubitze in der Version zeigt, die in der NVA eingesetzt wurde, also mit genieteten Holmen und der pneumatischen Bereifung, allerdings ohne solchen Schnickschnack wie Druckluftbremse oder Beleuchtung. Ich war in den drei Jahre von April 1978 bis Mai 1980 an diesem Gerät Geschützführer und führte das Grundgeschütz der Batterie.

Das Geschütz wurde in der ersten Phase des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion durch die Wehrmacht in großer Zahl erbeutet und die Wehrmacht war von der Waffe so überzeugt, dass sie sie als "Schwere Feldhaubitze 396(r)", wobei das "r" für "russisch" steht, in Dienst gestellt, wobei sie insbesondere am Atlantikwall, aber auch in Divisionen an der Ostfront zum Einsatz kam. Dazu wurde extra eine Produktion des Kalibers 122 in Gang gesetzt, in deren Verlauf die Wehrmacht von 1943 bis 1945 ca. 1,255 Mio. Granaten nebst der zugehörigen Kartuschen eigens für die erbeuteten H-38 produzieren ließ.

Vollkornbrotkonserve NVA - Mentopia.net Das andere Bild zeigt eine Brot-Dauerkonserve, wie sie in der NVA verwendet wurde und z.B. in Manövern zur Verpflegung gehörte. Anlässlich eines dieser Manöver langweilten wir uns inmitten der brandenburgischen Pampa entsetzlich und sollten schließlich ein paar Kartuschen ohne Granaten abfeuern, um etwas "Gefechtslärm" für die Herrschaften auf dem Feldherrenhügel zu emulieren. Da kam mir in den Sinn, dass ich schon lange mal ausprobieren wollte, wie sich so eine Büchse, die mit einem Durchmesser von 120 mm ziemlich genau in das Geschützrohr passte, in einer artilleristischen Flugbahn macht. Gedacht, getan - ich ließ den Ladekanonier die nächste Kartusche mit allen acht statt der geforderten vier TNT-Beutelchen laden, ließ fünf der Dosen von vorn ins Rohr gleiten - und Feuer! Wir amüsierten uns prächtig, wie die im Flug gut erkennbaren Dosen jaulend davon trudelten, unser Batterieoffier wurde - wieder mal - grün Im Gesicht und trampelte auf seiner Mütze herum und wenige Augenblicke später brüllte der etwa drei Kilometer entfernt mit dem Feuerleitzug postierte Batteriechef aus dem Funkgerät: "Verdammte Scheiße! Was war das? Was treibt ihr Idioten da wieder?!" Etwa fünf Minuten brach sich ein russischer UAZ-469, die russische Version des Jeep, durch die vor uns liegende Schonung Bahn und bretterte auf uns zu. In dem Fahrzeug saß ein laut brüllender russischer Major mit zwei der völlig zerlegten Büchsen in den Händen, denn die waren in nur wenige Meter vor den Schützenlöchern seiner vor uns in Stellung liegenden Infanteriekompanie wieder heruntergekommen. "Druschba, Towarischtsch Major!" krähten wir und fuchtelten mit den Armen herum, um ihn davon zu überzeugen, dass nicht wir, sondern eine andere Feuerstellung hinter uns das war, bis er fluchend wieder abzog - allerding erst, nachdem er die Büchsen nach unserem BO geworfen hatte. So lustig konnte es in der NVA sein. :-)