COP26 - der Gipfel der Heuchelei

Nun geht also die United Nations Framework Convention on Climate Change, 26th Conference of the Parties - in den Leit- und Qualitätsmedien als COP26 zitiert - in die zweite Woche. Eigentlich wäre United Nations Framework Convention of Hypocrites and Liars der passendere, weil realitätsnähere Name für diese Veranstaltung.

Die sich dort als Weltenretter selbst zelebrierenden Eliten benötigen zu ebendieser Rettung mindestens 400 Flugzeuge, womit sie - vorsichtig geschätzt - um die 13.000 Tonnen Kohlendioxid produzieren, ihre Mentalflatulenzen nicht eingerechnet. Das entspricht etwa 290 voll besetzten A320-Fliegern von Frankfurt nach Malle, wie Bild ausrechnete. Aber was soll der Geiz, schließlich müssen zwecks Rettung der Welt so hochwichtige Persönlichkeiten wie Prinz Charles nebst Herzogin Camilla und Fürst Albert von Monaco rechtzeitig vor Ort sein. Den Rekord hielt natürlich Joe, der Biden, den - warum auch immer - nicht wenige hierzulande zum Präsidenten ihrer Herzen auserkoren haben. Der reiste in der Air Force One an und nahm auch noch seinen Hubschrauber Marine One mit, schließlich galt es täglich eine Strecke von unglaublichen 46 Meilen pro Strecke zu seiner Unterkunft in Edinburgh zu bewältigen. Er hatte aber auch seinen Cadillac One (Cadillac Presidential State Car, "The Beast") im Gepäck, um sich standesgemäß die paar Meter vom Flughafen Glasgow zum SEC Centre vorfahren zu lassen, damit er dort ein Nickerchen machen kann. Falls das der einen oder dem anderen nicht klar sein sollte - wenn die Air Force One startet, hebt mit ihr eine ganze Flugzeugflotte ab: »Die Maschine des Präsidenten wird von einer Flotte von Tank- und Frachtflugzeugen begleitet, damit man die notwendigen Materialien, Fahrzeuge sowie Mitarbeiter transportieren kann.« (Wikipedia)
Um ein Zeichen in Sachen Kampf gegen den Klimawandel zu setzen, hat der Veranstalter eine kleine Flotte Tesla-Karren organsiert - ob gekauft, gemietet oder requiriert ist nicht bekannt. Mit diesen Wagen werden die hohen Dam- und Herrschaften zwischen dem SEC in Glasgow und den Quartieren, in denen sie logieren, zum Beispiel im noblen Gleneagles Hotel nahe Auchterarder, hin- und herkutschiert. Allerdings mangelt es an Ladesäulen zum Betanken der Teslakisten, was aber kein Problem ist, denn schließlich hat uns der Herrgott in seiner unendlichen Güte Dieselgeneratoren geschenkt. Also werden die Elektrokarren der Weltenlenker und -retter mit Dieselgeneratoren aufgeladen.
»May God save the planet!« (O-Ton Biden auf der COP26) Ja, möge der Herr den Planeten retten - oder auch nicht. DIE da werden es jedenfalls garantiert nicht tun.

Das alles berichtet die britische Zeitungn Daily Mail in diesem Artikel:
https://www.dailymail.co.uk/.../Hypocrite-airways-Jeff-Bezoss-48m-gulf-stream...
Es lohnt sich, den freilich an einigen Stellen polemischen Text in Gänze zu lesen. Aber im Gegensatz zur mittlerweile landläufigen Meinung ist Polemik kein Hassverbrechen, sondern ein literarisches Stilmittel - im deutschsprachigen Raum in der herausragenden Tradition von Leuten wie Tucholsky, Ossietzky, Kraus, Henscheid und Gremliza - zur pointierten Beschreibung von Sachverhalten, insbesondere solcher, die der reinen Dummheit und/oder Idiotie entsprangen. Auch die Leit- und Qualitätsmedien bedienen sich - meist eher unbeholfen und wenig originell - dieses Stilmittels, sofern es gegen jene in Stellung gebracht werden kann, die in der leit- und qualitätsmedialen Wahrnehmungsblase als unwoke (not having been woken), un- resp. antidivers und fortschrittsfeindlich gesehen werden und die in einen der Töpfe mit den fein abgestuften Beschriftungen von "konservativ" über "was-auch-immer-phob" bis "rechts" zu passen scheinen. Und natürlich immer, wenn es gegen Putin oder die Russen in toto geht.

Wann immer sich Kritik an Wandel und Handel der Weltenretter auftut, sind die Doofen nicht weit, die sich zu deren Verteidigung gegen diese unverschämte Anmaßung zu Wort - oder was auch immer das sein mag - melden. In diesem Fall tat das eine Vera Schroeder aus der "Redaktion Wissen" im Zentralorgan für das Wahre und Gute an und für sich, der Süddeutschen Zeitung, und zwar hier:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/cop26-flugverkehr-klimagipfel...
Die feine Dame meint festgestellt zu haben, dass der Artikel resp. die darin formulierte Kritik der Daily Mail ein perfides Ablenkungsmanöver ist, wörtlich: »Wer sich darüber aufregt, dass zum Klimagipfel in Glasgow auch viel geflogen wird, geht einem Spaltungsmanöver konservativer Medien auf den Leim.« Und weiter: »Tatsächlich aber steckt eine Strategie dahinter, die Kommunikationsexperten immer öfter als neue Taktik der Wissenschaftsleugnung ausmachen. Weil das platte Verleugnen des Klimawandels auch in den rückwärtsgewandtesten Kreisen nicht mehr glaubwürdig ist, aber das Ende des fossilen Zeitalters dennoch möglichst lange hinausgezögert werden soll, ist man vom Leugnen zum Ablenken übergegangen.«

Dazu einige grundsätzliche Anmerkungen.

1.) Sobald eine Autorin oder ein Autor sich auf ungenannte "Experten", egal welcher Fakultät, beruft, kann man getrost aufhören, deren Einlassungen weiterzulesen. Dasselbe gilt für nicht genannte und/oder referenzierte Quellen.

2.) Kein Mensch, der noch alle Latten am Zaun hat, leugnet den Klimawandel. Das Klima wandelt sich, und zwar seit der Entstehung einer Atmosphäre auf diesem Planeten.

3.) Mit dem ersten Atemzug und dem ersten entfleuchten Pups eines jeden Menschenkindes ist es vorbei mit dessen CO2-Neutralität.

4.) Unstrittig ist, dass der Klimawandel auch anthropogen, also vom Menschen beeinflusst ist. Strittig ist die Quantität des menschlichen Einflusses auf das, was heute als Klimawandel wahrgenommen und gemessen wird.

5.) Sollte der Wandel des Klimas in seiner derzeitigen Ausprägung menschengemacht sein, ist eines ganz und gar unstrittig - der gewaltige Beitrag jener Menschengruppe, die sich in Glasgow trifft, nämlich die Mächtigen, Reichen und die - auch wenn sie selbst das anders sehen - meistens ganz und gar nicht Schönen. Oxfam hat ausgerechnet, dass das reichste eine Prozent Menschen das Klima doppelt so stark schädigt wie die ärmere Hälfte der Welt, Zitat:
»Die reichsten 10 Prozent (630 Millionen Menschen) sind für über die Hälfte (52 Prozent) der CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2015 verantwortlich. Das reichste 1 Prozent alleine für 15 Prozent, die ärmere Hälfte der Menschheit nur für 7 Prozent. [...] Von dem nach 1990 noch verfügbaren globalen Emissionsbudget verbrauchten die reichsten 10 Prozent alleine ein Drittel, die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung dagegen nur 4 Prozent. [...] In Deutschland waren die reichsten 10 Prozent (8,3 Millionen Menschen) im Jahr 2015 für mehr CO2-Ausstoß verantwortlich als die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung (41,3 Millionen Menschen). Von den Gesamt-Emissionen seit 1990, für die die deutsche Bevölkerung verantwortlich ist, gehen 26 Prozent auf das Konto der reichsten 10 Prozent; die gesamte ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung ist nur für wenig mehr verantwortlich.«
https://www.oxfam.de/ueber-uns/aktuelles/klimawandel-ungleichheit...

Die feine Frau SZ-Schroeder tut hier nichts anderes, als das von denen selbst als gottgegeben angesehene "Recht" zu verteidigen, nach Gusto über den Planeten zu brettern, dessen Ressourcen zur Befriedigung ihrer Konsumsucht und für ihren Scheiß-Hedonismus zu plündern - und dabei die Frechheit zu besitzen, dem großen Rest der Menschen diktieren zu wollen, wie sie zu leben haben. Die Autoren des Artikels in der Daily Mail haben ein exklusives und explizites Schlaglicht auf das geworfen, was im Kreis der Mächtigen und Reichen Alltag ist, was sie sich Kraft ihrer Macht und ihres materiellen Vermögens anmaßen. Damit ist der Text vermutlich verdienstvoller als alles, was Frau Schroeder bisher schrieb und jemals schreiben wird.

Ich habe es satt, dass saturierte und natürlich woke Buchstabenkacker und Zeilenschinder in wohltemperierten Redaktionsstuben oder Dachgeschosswohnungen mir mit meinen 7,19 Tonnen CO2-Emission (laut WWF-Rechner, der deutsche Durchschnitt liegt bei 12,37 Tonnen - hier testen) erzählen wollen, wie ich zu leben und was ich zu konsumieren habe, wovon ich das meiste eh nie konsumierte und nie konsumieren werde. Es widert mich an, wenn die Mächtigen und Reichen mir diktieren wollen, wie ich zu leben habe (was bei Licht betrachtet nur ein Konjunktur- und Profitsicherungsprogramm für ihre Industrie 4.0 ist) - ich tue das schon lange, so klimagerecht mir das in dieser Welt nur möglich ist. Es kotzt mich an, wenn pubertierende oder postpubertäre Rotzlöffel mir erzählen wollen, was gut für die Welt ist - Jugendliche einer Generation, die bei 23 Grad Zimmertemperatur fröstelt, bei 21 Grad friert (so meine Erfahrung in der Zeit als Schulbibliothekar) und die ohne Idiotenlaterne und Gaming nicht glaubt leben zu können.

Ihr alle, die ich meine - EURE WELT IST NICHT DIE MEINE, IHR IDIOTEN! Nicht eure Wahrnehmungs- und Vorstellungswelt, nicht eure Meinungs- und Haltungswelt, nicht eure Konsumwelt und nicht euer Hedonismus! Ich weiß: »Die Plastikwelt hat gewonnen, ihr Layout erwies sich als stärker und Erinnerungsbrocken stecken in meiner Kehle.« (Zitat aus "Моя оборона" von Jegor Letow, hier das Lied) Ihr alle, die ich meine - verschont mich dennoch oder gerade deswegen mit euren "Ratschlägen" - tut einfach selbst, was nötig und not - wendig wäre und wenn ihr nicht wisst, wie das geht - hier könnt ihr es lesen:
https://mythos-klimanotstand.de/