Ein neues Wahrzeichen für die Demokratie (bundesgerman edition)

Als der Ältestenrat des Bundestages am 6. Juli 2018 seinen Beschluss bekanntgab, einen sogenannten Aha-Graben vor der Westfront, also vor der großen Freitreppe, des Reichstagsgebäudes anlegen zu lassen, hielt ich das zunächst für einen temporären, mentalen Totalausfall des Rates - oder einfach nur für einen Scherz.

Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass dieses Bauvorhaben, das nun Anfang 2025 in Angriff genommen werden soll, symbolisch und gleichnishaft für den Zustand dieser Republik steht und dass der Graben deshalb das Zeug zum Wahrzeichen der Demokratie in der speziellen Ausprägung dieses Landes hat. Hier der Beschluss des Ältestenrates und hier erklärt uns Wikipedia, was eine Aha-Graben ist.

Ursprünglich wurde das Projekt mit der Sicherung des Gebäudes und unserer Volksvertreter vor dem internationalen Terrorismus begründet. Im Lauf der Planung kam die Idee auf, einen wassergefüllten Graben anzulegen - ein Vorschlag, der durchaus seinen Reiz hat. Möglicherweise stellte man sich das so vor, dass die in Richtung der Freitreppe rennenden Selbstmordattentäter einfach in den Graben purzeln, was wegen der unter Wasser explodierenden Sprengstoffgürtel beeindruckende und spektakulär anzusehende Wasserfontänen zur Folge haben würde. Allerdings hätte die bewässerte Version dann doch zu sehr an einen Burg- beziehungsweise Festungsgraben erinnert, weswegen man davon absah.

Am 12. Februar 2022 wurde das Vorhaben aktualisiert und der Graben wurde verlängert und um zwei ostwärts zeigende Winkel an den beiden Enden erweitert. Der Graben wird nun 150 Meter lang, in der Sohle zweieinhalb Meter tief und zehn Meter breit sein. An die Möglichkeit von Katapult-Attacken hat man aber offensichtlich nicht gedacht und eine Anfrage der Berliner Zeitung, »ob im neuen Sicherheitskonzept auch Pechkübel auf den Zinnen vorgesehen seien«, blieben unbeantwortet. Falls das als Teil des "Sicherheitskonzepts" beabsichtigt sein sollte - in der Zombie-Apokalypse wird der Graben wenig nützen, wie wir seit "World War Z" wissen.

In den Leit- und Qualitätsmedien muss seit dem 29. August 2020 immer mal wieder der "Sturm auf den Reichstag" (Wikipedia) als Rechtfertigung für den Bau des reichstäglichen Burggrabens herhalten. Vielleicht erinnert sich die eine oder der andere noch an diesen kollektiven, mutmaßlich vom Verfassungsschutz "betreuten" Protest-Furz, der in der strafrechtlichen Konsequenz knappe 12.000 Euro an Geldstrafen einbrachte, also in etwa die Summe, welche die fabelhafte Frau Baerbock als einzig wahre Hüterin der feministischen Außenpolitik jeden Monat im Amt für Frisur und Visage ausgibt. Davon abgesehen ist das ganze Projekt vom Baubeschluss am 6. Juli 2018 bis zur geplanten Fertigstellung irgendwann im Jahr 2029 auch in einer anderen Hinsicht ein sehr neu-bundesdeutsches. In dieser Zeitspanne hat man in der Frühen Neuzeit ganze Burgen gebaut.